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Sonntag, 29. Mai 2016

Frankreich extrem, Tag 2 (Teil 1)

Freitag, 27.5.2015

Nach dem Frühstück gleich raus vor das Hotel und die 80er von dem Anhänger abladen. Schaue gerade so, welche der Befestigungen ich wohl als erstes löse, da sehe ich etwas bzw. ich sehe nichts! Und zwar genau dort, wo sich sonst der Kerzenstecker am Motor befindet. 


Da ich nun mit Startschwierigkeiten rechne, verzichte ich vorerst aufs Abladen und überlege. Mist, verdammter auch! Ist der vom Fahrtwind abgeflogen?? Kann doch wohl nicht sein. 

Ein netter, älterer Herr aus der deutschen Busreisegruppe, die im Hotel genächtigt hatte spricht mich an. Ob das eine Enduro wäre.  Nein, nein, sage ich, nur so eine Art Moped, leider ohne Kerzenstecker. Er klärt mich auf, dass der nur geklaut worden sein kann. Am Bus hätte sich auch gestern schon einer in dreistester Manier direkt auf einem Rastplatz zu schaffen gemacht...

Ok, jetzt wird gegoogelt. "Motorcycler Dealer" oder sowas gebe ich ein. Vielleicht ist ja ein Yamaha Vertragshändler dabei. Da fällt mein Blick auf einen Roller- und Scooter-Händler. Das ist doch genau richtig! Wenn der keine Stecker für so einen kleinen Zweitaktmotor hat, dann weiß ich es auch nicht. 

Also hin da. Zum Glück habe ich ein Auto mit... Mir wird perfekt geholfen. Eine halbe Stunde später springt der alte Hobel wieder an. Läuft, wie ne Eins. Super!!

Dann geht Tour los. Endlich weht mir wieder der warme, "südliche" Fahrtwind ins Gesicht. Herrlich! Um von Hotel in Montbonnot-Saint-Martin (13 km östlich von Grenoble) ins Vercors zu gelangen, muss ich mich durch die Innenstadt quälen, oder die autobahnähnliche Südumgehung nutzen. Ich entscheide mich für das Letztere. Die RD rennt knapp 90 Sachen als wolle sie selbst in die Berge...


An der Avia-Tankstelle auf der Südumgehung von Grenoble fällt mir auf, dass die Eingangstür Beschläge hat wie Fort Knox. Und ich dachte immer, in den Alpen gibt es keine bösen Menschen...

Dann wieder runter von der Piste, sie hat ihren Dienst erfüllt. Erstes Ziel oben im Vercors: Lans-en-Vercors. Nö, nicht die Strecke, die alle nehmen. Ich wähle die ruhige und ggf. steilere D 106 über Seyssins. 

Schon nach wenigen Kehren liegt mit Grenoble zu Füßen.  Ein Anblick, wie beim Landeanflug. Seyssins ist so akkurat, adrett und aufgeräumt. Ja, ist denn das schon wieder die Schweiz? Nein, auch die Franzosen können Schweiz. Ein bildschöner Ort bei Kaiserwetter. 

Die Straße ist steil. Die RD kämpft sich (und mich) mit rund 30 km/h hoch. In der Passhierarchie können wir uns zwischen Radfahrern und Bussen einordnen. 


Oberhalb Seyssins: die Radfahrer hatte ich doch gerade mühevoll bezwungen..!

Oben auf dem Plateau angekommen erreiche ich Lans-en-Vercors.


Der Marktplatz von Lans-en-Vercors 

An Villard de Lans vorbei folge ich nun der D 531. Diese führt durch eine märchenhaft anmutende Schlucht. Schatten. Auf der Straße bilden sich unterhalb der Felsvorsprünge große Wasserlachen, es regnet dort regelrecht. Links der Straße ein aufgestauter Bach. Ich atme die erfrischend kühle, feuchte Luft ein. 


In der Märchenschlucht

Fahren mit allen Sinnen. Das sind Eindrücke, die dem Autofahrer verborgen bleiben. Apropos: Es sind kaum Autos unterwegs. Ab und zu überholen Motorräder oder kommen entgegen. Ich freue mich, dass viele grüßen, obwohl mit 'ner Achtziger unterwegs bin. 

Hinter Villard de Lans halte ich
mich an der Verzweigung links und wechsele von der D 531 auf die D 103, die mich zu den "Le Grands Goulets" führen wird. Dort erwartet mich ein ziemlich beeindruckender neuer Straßentunnel. Der führt ein einer Linkskurve abwärts direkt ins Gebirgsmassiv. 


Als ich gerade einfahren will, bemerke ich wie mit dort eiskalte Luft mit hoher Geschwindigkeit entgegenströmt. Wie ein gigantischer Eisluftfön!

Den Tunnel passiert, fliege ich abwärts nach Pont-en-Royans.


Was für ein hübscher Ort. Ich beschließe, hier nachher einen Kaffee zu trinken. Aber vorher lockt ein wahrer Höhepunkt, die Route de Presles!!


Hier geht es rauf nach Presles


Ab hier gilt absolutes Halteverbot

Als ich dieses Foto mache, wird meine kaum noch steigerungsfähige Urlaubs- und Abenteuerstimmung jäh getrübt. 

Der Motor gibt so komische Geräusche von sich, so ein Klockern wie Metall auf Metall. Das gefällt mir überhaupt nicht!! Ach was denke ich, jetzt MUSS ich weiter bergauf, sonst verpasse ich das Beste! So ein Zweitakter ist doch angeblich unzerstörbar. Also los alte RD, zeig es dem Berg!!

Wegen des absoluten Halteverbotes mache ich vom grandiosesten Teil der Route (fast) keine Fotos. Schließlich halte ich ich an die Verkehrsregeln! Die Schweiz hat mich geläutert... 



Da verweise ich besser auf die geniale Website, die jeder Motorradfahrer kennen sollte: www.dangerousroads.org !!! Vor allem die Kartensuche ist dort klasse und zeigt auf, das es fast überall dangerous roads gibt, außer in Norddeutschland. 

So erreiche ich die friedlich da liegende Hochebene von Presles und fahre den Rundkurs gegen den Uhrzeigersinn. 


Das ist Presles


Bevor es wieder bergab geht, mache ich hier Pause. Was für ein Fernblick! Kein Auto, mein Mensch weit und breit. Die ganze Zeit, in der ich dort raste.


Dann lasse ich den mittlerweile sehr lauten Motor aus und rolle bergab nach St. Pierre de Cherennes. Von dort aus möchte ich auf anderer Route für 'nen Kaffee eigentlich nach das schöne Pont-en-Royans zurück. Aber es kommt anders. 

Ein paar Kreuzungen weiter ist das Klockern aus dem Motor derart laut geworden, dass ich jede Minute mit dessen Ableben rechnen muss. Ich sollte besser zusehen, dass ich mit der RD überhaupt noch das Hotel erreiche. Außen um die Berge herum, versteht sich. So mache ich es dann auch. Immer noch besser, als irgendwo in der Pampa liegen bleiben. Habe ja schließlich keinen Wanderurlaub in Motorradkluft gebucht!


Mit 60 bis 70 km/h tuckere ich nach Grenoble zurück. Außen vorbei an weiteren tollen Strecken, wie dem Canyon des Écouges. Nein, ich fasse es nicht. Das ist wirklich schade, um es vornehm auszudrücken. 

Ca. 3 km vor dem Hotel geht der Motor während der Fahrt aus. Ich rolle direkt auf Höhe einer Bushaltestelle aus. Beim (Kick-)starten dreht der Motor, aber er gibt keinen Pieps von sich. Hmm, jetzt Busfahren!? Nein, das ist irgendwie unwürdig. Wo ist das Bordwerkzeug? Was taten wir in den alten Mofazeiten als erstes, wenn der Bock seinen Dienst einstellte? Klar doch, Zündkerze raus und checken. Die sieht gut aus. Rehbraun. Elektrodenabstand gut. Der Voreigentümer hat eine gebrauchte Zündkerze im Bordzeug hinterlassen. Dank sei ihm. Die drehe ich jetzt ein. Trete sie an, läuft. Jetzt schnell weiter, ehe sie es sich anders überlegt... das Klockern ist immer noch da aber ich komme im Hotel an. Noch mal gut gegangen. 

3 Kommentare:

  1. Na, das fing ja "gut" an, aber Du wusstest Dir ja zu helfen. Ist die Ecke nicht toll? Ich war da letzten Mai. Bist Du den Combe Laval gefahren? Gefährlich ist es dort ja dank Geschwindigkeitsbegrenzung und geringem Verkehrsaufkommen heutzutage ja nicht mehr. Und es gibt sogar Haltemöglichkeiten für spektakuläre Bilder. Weiterhin viel Spaß.

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  2. Die Ecke ist wirklich der Hammer! Ich werde wiederkommen!! Da warten noch so viele Straßen und Orte auf ihre Entdeckung. Mit dem Combe Laval hat es nun leider diesmal nicht geklappt. Mit der RD ging es nicht mehr.

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  3. Meine Güte! Das ist ja wirklich Frankreich extrem! Wer klaut denn einen Zündkerzenstecker? Und was ist das für ein Geräusch..? Es ist wirklich spannend!

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