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Dienstag, 11. August 2015

Route Grand Alpes Tag 4 (Teil 2)


Also nun ins Jura. Genf und mich trennt jetzt wenig Entfernung. Aber eine gewaltige Bergkette. Die wollte ich schon immer mal von hinten sehen. 


Eine ganz andere Welt. So anders als Genf, friedlich, verschlafen, französich. Einfach herrlich. Auch die Hitze ist hier nicht so drückend. 


Das ist doch mal ein spektakulärer Fußgängerüberweg. 


Ist das schön. Einfach fahren und genießen. Kurvenradien für Tempo 50 bis 70. Kein Abbremsen, wie vor den Passkehren, erforderlich. So kann es weiter gehen. Es ist die Strecke von Chézery-Forenz in nordöstlicher Richting nach Mijoux. 



Und es wird noch schöner in Verlauf der Strecke zu dem anvisierten Camping Municipal in Saint-Point-Lac. 

Noch in Mijoux teilt sich die Straße. Das Navi hatte sich für die linke, kleinere entschieden (Danke Navi!). Sie führt durch das Vallee des Dappes und quert das Flüsschen. Dann geht's am Golfplatz vorbei. 



Und dann kommt für mich das landschaftliche Reisehighlight überhaupt. Nicht spektakulär, aber..



Da in den Bäumen liegt die Grenze zur Schweiz. Es sieht aus, wie das schottische Tal, in dem sie Skyfall gedreht haben!! (Steht auf der To-Do-Liste)


Da ist es. 

Zurück auf der RN 5 ist es aus mit dem Zauber, wieder dieser Urlauberverkehr (ja ich weiß... gehöre selbst dazu). 

Nur ein paar Kilometer weiter geht es bergab an einem Bergmassiv runter nach Morez. Plötzlich ist Platzregen da. Und es sieht nach vorne auf einmal richtig finster aus. Schnell noch mal umgedreht und wieder ins Trockene. Da schreit nach dem Ersteinsatz des Hein Gericke Billigregenkombis. Nach Verrenkungen am Straßenrand, die wohl nur als unwürdig bezeichnet werden können, habe ich das Ding endlich an, kehre abermals um und nehme den Kampf mit den Elementen auf. Der Regen peitscht derart, das mein Gesicht trotz geschlossenem Visier nass wird. Der Gericke hält aber! Die alten Daytona Stiefel auch!

In Morez folge ich der Route entlang der Schweizer Grenze und es geht wieder bergauf. Mehr als nass werden kann ich ja nicht. Dachte ich. Denn plötzlich donnert und blitzt es gleichzeitig von allen Seiten. Kein Haus weit und breit, nur relativ niedriger Tannenwald und ich auf der Hochebenen mit dem Bike für das Gewitter auf dem Präsentierteller. In diese Situation hat mich eine Melange aus Leichtsinn und Dummheit gebracht! Hiiilfe, ich kann nicht weiterfahren. Soll man nicht auch von Bäumen Abstand halten? Ich mache mich so klein, es irgend geht, drehe und finde ein Gehöft. Da stelle ich mich an die Hauswand und warte, bis sich wenigstens das Gewitter etwas verzieht. 


Irgendwann sind wieder zeitliche Spannen zwischen Blitz und Donner. Bloß ins Tal zurück und raus aus dieser Hölle. 

Wieder in Morez tobt hinter (wo ich herkomme), links Richtung Genf und rechts Richting Dijon das Unwetter. Nur in geradeaus Richtung gen Westen da strahlt blauer Himmel!! Nur führt keine Straße dort hin. Jedenfalls nicht direkt. 

Nachdem ich im Platzregen weiter unentschlossen im Ort nach links und rechts fahre, entscheide ich mich für Richtung Dijon. Nur weg hier! 

Also noch einmal Direction Thunderstorm und es geht schon wieder hoch auf einen Col. Zum Glück ist es ein niedriger Col und die Straße dreht bei der Abfahrt endlich gen Westen. Wie auf einen Schlag ist es plötzlich trocken. Alles ist trocken, die Straße, die Häuser, die Felder. Wie abgeschnitten! Gleich einem begossenen Pudel fahre ich triefend durch diese Idylle. 

Wenig später im Zentrum von Pont-Du-Navoy. 


Hier hat es länger nicht geregnet. Also eine der beiden Campingplätze am nahegelegenen See aufgesucht. Es geht schon auf 20:00 Uhr zu! Dort hat die Rezeption geschlossen. Das macht mich nicht traurig, da beide Plätze von der Sorte Halli Galli sind. Außerdem verfügen sie über Schrankenanlagen. Wo eine Schranke ist, ist der Platzwart nicht weit. Ich mag beides nicht. Bye. 

Wohin nun? Shit, ich brauche eine Herberge. In Lons-Le-Saunier, der nächst größeren Stadt ist das Ibis Budget (vormals Etap Hotel) ausgebucht. Im nächsten Hotel nebenan erfahre ich, das sämtliche Hotels in diesem Ort ausgebucht seien. Man wisse auch nicht warum, habe aber schon für andere Reisende vor mir tel. nachgefragt. 

20:30 Uhr ist durch. Leichte Krisenstimmung kommt auf. Navi, wie lange brauche ich eigentlich bis zu Hause? Ah ja, Ankunft gegen 5:00 Uhr morgens. War auch nicht ernsthaft der Gedanke. Ein Fehler pro Tag reicht. 

Lasse das Ziel aber drin und verlasse Lons-Le-Saunier. Nach kurzer Zeit ein Hinweis an der Straße "Hostellerie St. Germain***" nächste rechts. Hmm, das Schild sah ein bisschen abgegammelt aus. Egal, rechts raus oder nie.

Stehe vor einem ansehnlich beleuchtetem Laden. 


Wirkt seltsam geschlossen. Entdecke ein Schild "Rezeption hinter dem Haus" soll das übersetzt wohl bedeuten. 

Ich gehe herum und sehe einen sehr schickes, modernes Restaurant.  Gegessen wird auch draußen, auf der schönen Terrasse. Gut besucht. 


Ein letztes Zimmer ist noch frei. 130 Euro (!!!). Innerlich bekomme ich Schnappatmung, höre mich aber "No problem" sagen. 

Ob ich auch was essen wolle.. jetzt ist auch egal, gerne doch.

Und so komme ich noch zu einem superben Dinner und schlafe anschließend so gut, wie seit Tagen nicht. 




7 Kommentare:

  1. Wow, so viel habe ich noch nie für ein Zimmer ausgegeben. Mein Rekord ist 77 Euro (mit Essen), in einem "Tourenfahrer"-Partnerhotel in Südtirol. Irgendwann abends ist man eben verzweifelt genug, nach 13 Stunden im Sattel, und wenn einfach kein Zeltplatz auftauchen will.

    Deine Reise läuft ja nicht gerade so, wie geplant. Aber dann kann man sich wenigstens immer wieder auf neue Überraschungen freuen... ;-)

    Vor Jahren war ich auch im Gebiet zwischen der Schweiz und Frankreich unterwegs. (Ich wohne ja bei Stuttgart. Das war für mich eine Tagestour.) Es ging dauernd auf kleinen Straßen durch Wald, und ich wusste nie, in welchem Land ich war. Super!
    Nördlich von "Solothurn" befuhr ich durch Zufall eine steile Straße mit 22 % Steigung, einspurig und ebenfalls durch Wald. Der Name war irgendwas mit "Weissen...". - Glaube ich... Ist schon lange her.
    Auf jeden Fall eine schöne Gegend.
    Weiterhin eine gute Reise!
    Thomas R. aus Süddeutschland

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  2. Aua, 130 Taler? Ich bin zwar auch lieber preiswerter unterwegs (AirB&B, Couchsurfing) aber wenn's nicht anders geht... Beggars can't be choosers... jedenfalls schaut das Hotel und auch das Essen (das hattest Du Dir aber wirklich verdient!) gut aus.

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    1. Hmm also Couchsurfing wäre wohl nichts für mich. Da muss ich ja alles vorplanen. In Sachen Urlaub bin ich lieber spontan unterwegs. Auch, damit die Reise evtl. eine Art Eigendynamik entwickeln kann.

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  3. @Thomas: Ich hatte noch nicht alle Zeltplätze abgegrast. Aber nach dem Gewitter wollte ich einfach mal wieder etwas Komfort. Die Grenzgegend dort ist hochinteressant und wenig besucht. Eine reizvollen Kombination.

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  4. Eigendynamik... Allerdings. Ich bin beeindruckt. Du wirst von den Wendungen Deiner Reise ja regelrecht hin und her geschüttel.

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    1. Da stimmt wirklich! Aber so mag ich das auch. Es ist doch sonst immer so vieles vorgeplant. Allerdings mag ich auch vorgeplante Reisen. Abwechslung ist Trumpf!

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  5. Autsch. Das ist eine Menge Geld. Aber bevor man draußen schlafen muss, ist das natürlich die bessere Lösung.

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