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Freitag, 14. August 2015

Grand Alpes Tag 6

Donnerstag, 13.08.2015

Morgens um 7:00 Uhr ist die Welt noch in Ordnung auf dem Campingplatz....


Das Rauschen der "La Loue" hat mich durch die Nacht begleitet. Heute bin ich früh dran und "schon" um 09:20 Uhr bereit zur Abfahrt.



Bereits gestern Abend hatte ich bei einer Motorrad-Abschlussrunde festgestellt, dass die Landschaft nur wenige Kilometer südlich, gerade hinter der nächsten Ortschaft, dramatische Züge annimmt. 


Da tut sich ein wahrer Canyon auf!


Eigentlich wollte ich in der nächsten größeren Ortschaft südlich vom Campingplatz nach dem dortigen freien WLAN fahnden. Aber nachts mit dem Motorrad mehr oder weniger allein solche Straßen befahren.. man sollte sein Glück nicht überstrapazieren. Also mache ich kehrt. 

Jetzt, am nächsten Morgen, schaue ich mir den Canyon noch einmal bei Tageslicht an. 


Aber vorher geht es noch einmal durch das schöne Lods. 


Die Franzosen sind wirklich mit großartigen Landschaften gesegnet. 

Am liebsten würde ich noch einen Tag im Franche-Comté verweilen. Aber da zieht eine dicke Schlechtwetterfront heran. 


Quelle: App Meteo Earth

Und leider wird diese laut Vorhersage auch wenig später die Gegend um Nancy und damit Verdun erreichen, wohin ich mich heute auf Landstraßen eigentlich in Heimat aufmachen wollte. Verdun wird mir also wohl weniger Freude machen bei so einem Wetter. 

Deshalb entschließe ich mich zur Heimfahrt. Im Lods zieht es sich schon zu als ich mich gen Norden aufmache und zunächst dem Lauf der "La Loue" folge. Ich möchte solange wie möglich ihrem Lauf in dem schönen Flusstal folgen. 


Über dem Wasser bildet sich Nebel. Der Morgen ist für mich die schönste Zeit des Tages. Wie schade, dass ich von Biorythmus eher der Typ "Nachteule" bin und Frühaufstehen harte Arbeit für mich ist. 

Nachdem ich nun schon mehrfach gegen den ausdrücklichen Protestes meines Navi dem Flusslauf gefolgt bin, muss es irgendwann sein und ich biege rechts ab, Kurs Nordost. 


Pause muss sein. Ich bin Nichtraucher... das ist ein Salamistick von Super-U!


Motorradreise im August, noch so ein Anfängerfehler, der sich nun rächt. Es ist einfach viel viel viel zu heiß, schier unerträglich. 




Quelle: App Weather Pro

Ja, dürfen's vielleicht noch a paar Grad mehr sein? Das sind ja die Werte im Schatten. Unglücklicherweise ist Schatten so selten auf Autobahnen. Aber schließlich komme sogar runter von der Autobahn. 

Zunächst auf eigenen Entschluss vor der "Peage"-Piste hinter Belfort. Vor Belfort hatte mich ein Bezahlautomat geärgert, der meine Kreditkarte ignorierte. Als der Unmut der Wartenden hinter mir zunahm, schmiss ich hasserfüllt einen 50 Euro Schein mit den Worten " Nimm das!!"  in den Schlitz. Der Automat rächte sich, indem er 44 Euro Wechselgeld in 2 Euro Münzen auswarf. Jackpot bei 40 Grad. 

Wie Sterntaler habe ich dann meine fette Beute versucht in den diversen Taschen der Motorradjacke unterzubringen. Die Kleingeldabteilung meines Portmonees war traditionell schon vorher überfüllt.

Die Strecke auf der Landstraße verläuft von Belfort in Richtigung Deutschland nahezu parallel zur Autobahn und zum einen verkehrsarm und zum anderen landschaftlich und fahrerisch abwechslungsreicher als die Autobahn. In Richting Colmar kürze ich auch deutlich den Weg ab. Die Ecke über Mühlhausen entfällt. 

Richtung Norden bleibe ich dann weiterhin in Frankreich auf der dort mautfreien Autobahn nach Straßburg. 

Es wird derart heiß, dass selbst das Navi Aussetzer bekommt und des Öfteren Resets durchführt, was es sonst nicht macht. 

Wieder in Deutschland dreht es schließlich völlig durch und lotst mich bei dieser abartigen Hitze durch die City von Ludwigshafen!! "Schnellste Route mit Autobahn" wohlgemerkt ist eingestellt!! Oder hatte ich selbst zuvor im Hitzedelirium Abbiegeabweisungen missachtet?

Egal, nun hänge ich auch noch in einem nicht enden wollenden innerstädtischen baustellenbedingten Stau. Aber auch der ist irgendwann durchlebt und ich rausche über Mannheim, Frankfurt und Kassel nach Norden. Die Knie schmerzen durch den Druck der Protektoren. Wenn jemand in diesem Punkt einen Tipp hat, bitte kommmentieren!! 

Die Abstände zwischen den Pausen werden immer kürzer. Nachdem die Sonne untergegangen ist, wird es klimatisch angenehm. Irgendwann kurz vor 23:00 Uhr passiere ich das Ortsschild Salzgitter. Geschafft. 

Die Triumph hat sich klasse geschlagen. Die läuft bisher (rund 9.000 km) ohne technische Probleme und stets zuverlässig (3 mal auf Holz geklopft!). Mit dem Motorrad kann man auch ganz vorzüglich bummeln, so in 6. Gang mit Tempo 40 bis 80 ruhig dahinschnüren. Und wenn's pressiert, bis 13.000 U/min hochdrehen und ein Leistungsfeuerwerk a la Starfighter erleben. Die macht einfach alles mit und glänzt mit narrensicheren Fahreigenschaften. Für lange Touren hat sich die Anschaffung der "High Rider" Gelsitzbank aus dem Triumph Zubehörprogramm mehr als bezahlt gemacht. Damit hat das Motorrad zusammen mit der weich ansprechenden Federung einen ausgezeichneten Gesamtkomfort bei zugleich extrem hoher Fahrstabiltät und ausgeprägter Handlichkeit (Leergewicht 189 kg). Das ist die berühmte Eier-legende-Woll-Milch-Sau, nach der ich jahrelang gesucht habe.  

Was die Street Triple nicht perfekt kann, ist Drehen auf engstem Raum. Der Wendekreis ist durch die Upside-Down-Gabel eingeschränkt. Auch ist das Drehmoment bei Leerlaufdrehzahl nicht so hoch, da ist schnell mal zwischendurch der Motor abgewürgt. 

Franche-Comté, ich komme bestimmt wieder. Vielleicht mit Familie und Wohnwagen, vielleicht wieder mit Motorrad, mal sehen. Der Landstrich ist allemal eine Reise wert. 

Ach ja, die Wettervorhersage hatte recht behalten. So sah dann das Wetter im ursprünglichen Zielgebiet aus:






13 Kommentare:

  1. So ging es mir auch immer bei den Urlaubsfahrten: Obwohl ich immer noch ein paar Tage Urlaub hatte und auch nicht auf der Flucht vor dem Wetter war, fuhr ich zuletzt immer eine große Etappe bis nach Hause. Nach dem Motto: "Wieso noch für eine Nacht irgendwo Geld ausgeben, wenn ich heute Abend in meinem eigenen Bett schlafen kann?"
    Dabei liebe ich das Zelten. Und eine Geldfrage war es bei den Campingpreisen eigentlich auch nicht. Ich schätze, es handelte sich dabei um eine Art magnetische Anziehungskraft mit dem Namen "Zuhause".
    Auf jeden Fall danke an Dich für die Berichte. Die heutige Schlucht gefällt mir sehr gut. Bei Grenoble gibt es auch sehr schöne Motorrad-Straßen und sehenswerte Ortschaften, wie z. B. "Port-en-Royans". Der "Col de la Machine" ist zum Beispiel eine Straße mit einer kleinen Abgrenzungsmauer, und daneben geht es 600 Meter in die Tiefe. Ein bißchen Nervenkitzel, aber eine gute Straßenqualität unter überhängendem Fels.
    So, das waren vielleicht Tipps für eine weitere Tour? Glückwunsch, dass Du wieder gut nach Hause gekommen bist. Und vielleicht gibt es ja irgendwann einen neuen Bericht über die "Grande Alpes"? Denn die ist auf jeden Fall eine Fahrt wert!
    Thomas R. aus Süddeutschland

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    1. Das mit der häuslichen Anziehungskraft kann ich unterschreiben. Diese letzte Übernachtung spare ich mir auch meist. Da hätte ich gerne mehr Ausdauer.
      Die Grand Alps nehme ich auf jeden Fall noch unter die Räder. Ich arbeite mich ja schon langsam ran. Aber auch die Hochebene in den Cevennen muss noch erledigt werden!!

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  2. Danke, da ich noch bis September warten muss, bis ich wieder nach Frankreich fahre, hat es mir doch die Zeit angenehm verkürzt bis dahin. Das schöne ist, wenn man sich selbst auch wieder findet in solchen Berichten.
    Den Geheimtipp von Thomas möchte ich nicht zu dick unterstreichen, War so schön leer dort im Mai. Ich werde auch nie mehr dorthin fahren. :) ........schöne, teils spektakuläre Strassen in herrlicher Landschaft, Wasserfälle, Schluchten....
    Vorher einen Kaffee an der Isere in Grenoble........könnte gleich wieder losfahren.
    Ich habe mir bei Polo kevlarverstärkte Jeans gekauft. Knieprotektoren in das Einschubfach, kein Drücken und keine Sitzbeschwerden - auf der Honda Cub.
    Gruss Roland



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    1. Ich glaube mit September machst Du alles richtig. Die An- und Abreise bei meiner Tour waren kein Vergnügen. Es war viel zu heiß. Und es ist ja ohnehin schon eine Strapaze. Wahrscheinlich ist es das Klügste, es wie Svenja bereits ab Start in handliche Sightseeingetappen einzuteilen. Aber man lernt ja bei jeder Reise etwas dazu...

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  3. Meine Güte, diese Hitze. Damit komme ich sehr schlecht klar. Vor Kälte kann man sich leicht schützen, vor Hitze nicht.
    Die Story mit dem Jackpot an der Mautstation ist so witzig. Ich kann mir vorstellen, wie du dir die Münzen in die Taschen geschaufelt hast. Lach...
    Die Schmerzen durch die Knieprotektoren kenne ich zur Genüge. Ich habe schon lange alle Protektoren aus den Klamotten entfernt.
    Die Triumph ist ein tolles Motorrad, das sagen alle Tests. Und das Gewicht ist echt prima für ein Bike dieser Leistungsklasse. Ich wünschte, die Teneres und die kommende Africa Twin würden sich ein Beispiel daran nehmen. Sitzt du denn entspannt, oder liegt viel Gewicht auf den Handgelenken?
    Frankreich ist toll. Ich werde ganz sicher wieder dorthin fahren. Die Cevennen und die Auvergne, nächstes Mal auch die Provence und vielleicht einmal die Bretagne. Soviele gute Sachen noch zu essen.

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  4. Das mit den Protektoren ist fast beruhigend. Hatte das immer meinen Knien zugeschrieben. Vor Jahren hatte ich sie auch mal entfernt. Diese Mal funktionierte es besser, aber auf der Rückfahrt wurde es schon übel.
    Auf der Triple sitze ich ziemlich gerade, aber leicht nach vor gebeugt. Die hat ja einen "normalen" Lenker, keine Stummel. Für mich ist das die klassischen Sitzposition eines Straßenmotorrades (leider eine aussterbende Gattung, bei all den "Streetfightern" zu denen wohl auch die Street Triple gehören soll). Die Vorgängerin, eine Honda CBR 250 R, hatte für einen "Supersportler" eine eher entspannte Sitzposition. Trotz des Stummellenkers. Aber selbst das war mir schon zu viel Druck auf den Handgelenken. Außerdem musste ich immer leicht den Kopf heben, um besser sehen zu können. War also nicht optimal.
    Auf der anderen Seite bin ich mal Probe gefahren mit einer Honda CB 125 F. Ein Straßenmotorrad mit einem merkwürdig hohen Lenker. Da wollte ich wissen, ob das so komfortabel ist, wie es aussieht. Das Gegenteil war der Fall. Ich saß zwar ganz gerade auf dem Bock, geriet durch den etwas höheren Lenker aber in eine Art leichte Rückenlage, wodurch sich nach 20 Min. schon Rücken und Steißbein meldeten.
    Für mich kristallisieren sich mehr und mehr drei Urlaubszielgebiete heraus, die alles haben was ich mag. Skandinavien, insbesondere Norwegen, UK, Irland und Frankreich.

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  5. Da bist Du genau in einer der neuralgischen Baustellen der Region bei uns gelandet. Ludwigshafen muss man nicht wirklich haben, weder bei Hitze, noch bei Regen.
    Mit den Knien hatte ich mit den Protektoren noch keine Probleme bislang. Ich hatte neulich mir mal eine neue Hose angeschaut, da hatte ich beim Anprobieren das Gefühl, es haut mir gleich die Kniescheiben raus. Vielleicht sitzen sie einfach ein bisschen eng an den Knien bei Dir? Du kannst ja auch mal schauen, wenn Du nicht ganz darauf verzichten willst, was es sonst noch für Protektoren gibt im Zubehörhandel. Vielleicht bauen ja da auch welche dünner und sind angenehmer zu tragen.

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    1. Das mit einer anderen Sorte von (ggf. weicheren oder dünneren) Protektoren werde ich in Angriff nehmen. Danke für den Tipp!
      Ludwigshafen war die Hölle. Der Tiefpunkt der Reise... aber vor allem wegen Baustelle, Verkehr und Hitze!

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  6. Der geknackte Jackpot an der Maut-Station war spitze ;-) Schade, dass die Tour durch das Wetter ein wenig gelitten hat. Vielen Dank für das virtuelle Mitreise-Gelegenheit.

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    1. Womöglich hat die Reise mehr unter mir, als unter dem Wetter gelitten.. aber an Ende war sie super und ich möchte Sie nicht missen!

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  7. Schöner Bericht.

    Zum Thema Knieprotektoren: Ich dachte bei meiner ersten Hose, dass ich Schraubstöcke an den Knien habe und habe die Dinger 'raus genommen. Seitdem ich eine andere Hose habe, weiß ich, dass es auch mit Protektoren ein entspanntes Fahren geben kann. Du musst weoter suchen und testen. Aber es gibt eine Lösung.

    Gruß, Ingolf

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    1. Das Rausnehmen hatte ich schon mal gemacht als ich mit meiner seligen XJ6 auf dem Mt. Ventoux war. Das war ein Gefummel!!

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  8. Ich trage Weichprotectoren, da mir die harten gefühlt die Kniescheiben herausschneiden. Gibt's günstig bei Polo, und passen super in die üblichen Taschen.

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